Robert Oppenheimer - Wer war der "Vater der Atombombe"? (2024)

Das biografische Epos "Oppenheimer" über den Erfinder der Atombombe ist mit insgesamt sieben Oscars ausgezeichnet worden. Doch wer war Oppenheimer wirklich?

Der amerikanische Physiker Oppenheimer ist als Leiter des Manhattan-Projekts und Erfinder der Atombombe bekannt. Doch sein Vermächtnis ist weit größer. Wie verbrachte er sein Leben zwischen Wissenschaft, Politik und Moral?

Robert Oppenheimers Begeisterung für die Wissenschaft

"Sein Leben lang erfüllte er alle um sich herum mit einem Gefühl von Begeisterung für die Wissenschaft", das schrieb der Physiker Hans Bethe über seinen Zeitgenossen J. Robert Oppenheimer. Fotografien zeigen Oppenheimer als schlanken Mann mit einem zielstrebigen Blick - nicht selten mit einem Schlapphut auf dem Kopf und einer klobigen Pfeife im Mund.

Im Jahr 1963 erhielt Oppenheimer auf Wunsch von Präsident John F. Kennedy den Enrico-Fermi-Preis, die höchste Auszeichnung der amerikanischen Atomenergiebehörde. Doch wer war der Mann, der als "Vater der Atombombe" in die Geschichte einging? Hat er seine Erfindung jemals bereut?

Behütete Kindheit und Studium in den USA

1904 wurde Robert Oppenheimer als Sohn eines wohlhabenden deutschen Einwanderers in New York City geboren. Er wuchs in einem ruhigen und behüteten Umfeld auf: "Meine Kindheit hatte mich in keiner Weise darauf vorbereitet, dass es grausame, bittere Dinge auf dieser Welt gibt", sagte er später.

Als junger Mann beschäftigte sich Oppenheimer viel mit Kunst und Literatur, lernte Sanskrit und las Hindu-Schriften im Original. Zur Physik fand er erst in seinem dritten Studienjahr an der Harvard University. Er bemerkte aber sofort, dass in diesem Fach seine Zukunft lag.

Oppenheimer promovierte in Deutschland

Nach seinem Studium und einem Aufenthalt im englischen Cambridge holte ihn der deutsche Physiker Max Born 1926 nach Göttingen, der damaligen Hochburg der Quantenphysik. Dort lernte er innerhalb eines Jahres die Physik-Legenden und heutigen Nobelpreisträger Werner Heisenberg, Niels Bohr und Paul Dirac kennen.

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Und auch er selbst machte sich durch seine herausragende Dissertation einen Namen. Als frischgebackener Doktor der Physik wurde er mit nur 25 Jahren zum Assistant Professor ins kalifornische Berkeley berufen.

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Gründung der Schule für theoretische Physik

In Kalifornien erlebte Oppenheimer 13 blühende Jahre. Sein Zeitgenosse Hans Bethe schrieb: "Neben seiner umfangreichen wissenschaftlichen Arbeit schuf Oppenheimer die größte Schule für theoretische Physik, die die Vereinigten Staaten je gesehen haben."

Seine Schüler und Schülerinnen waren begeistert von dem charismatischen Professor, der auf mitreißende Art die Schönheit der Quantentheorie lehrte. "Die wohl wichtigste Zutat, die er in seinen Unterricht einbrachte, war sein exquisiter Geschmack. Er wusste immer, was die wichtigen Probleme waren", schrieb Bethe.

Oft trafen sich die jungen Physiker und Physikerinnen auch nach den Vorlesungen mit ihrem Lehrer: "Oppie" spendierte ein gutes Abendessen, teuren Wein und nahm sie mit auf Konzerte.

Erste politische Anteilnahme

Als in den 1930-er Jahren in Deutschland die Faschisten an die Macht kamen, mussten viele von Oppenheimers Göttinger Kollegen ins Ausland fliehen. Diese Entwicklung veranlasste ihn dazu, sich dem politischen Zeitgeschehen zu widmen.

Er fand Gleichgesinnte in einem Kreis junger Intellektueller, die sich gegen die deutschen Nationalsozialisten positionierten und mit kommunistischen Ideen sympathisierten. Diese Phase sollte ihm später zum politischen Verhängnis werden.

Leitung des Manhattan-Projekts

Im Jahr 1942 erhielt Oppenheimer die Gelegenheit, sich für sein Land und gegen die Nazis einzusetzen: Er wurde zum Leiter des "Mannhattan-Projekts" ernannt. In einem geheimen Labor sollte mithilfe der neu entdeckten Kernspaltung eine Atombombe gebaut werden.

Oppenheimer wählte Los Alamos – eine Kleinstadt im US-Bundesstaat New Mexiko – als Standort für das geheime Labor aus. Er wusste, dass er die besten Forscher und Forscherinnen des Landes nur dann zur Mitarbeit bewegen konnte, wenn sie ihre Familien mitbringen konnten. Dafür konstruierte er Wohnungen, die sogar einen Balkon hatten. Von dort aus, sagte er später, hatte man einen prächtigen Blick über das ganze Tal. Für sich und seine Familie kaufte er Reitpferde.

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Der charismatische Leiter

Oppenheimer schaffte es, die besten Köpfe des Landes hinter einem Ziel zu vereinen: Sie mussten die Atombombe bauen, bevor die Deutschen es schaffen würden. Dieses Ziel erreichten sie im Jahr 1945.

Am 16. Juli explodierte in der Wüste von New Mexico die erste Atombombe der Welt: "Wir wussten: Die Welt würde nie mehr dieselbe sein. Ein paar Menschen lachten, andere weinten, doch die meisten waren einfach still", erinnerte sich Oppenheimer später.

Zu diesem Zeitpunkt hatte Deutschland bereits kapituliert. Um den zweiten Weltkrieg jedoch vollständig zu beenden, ließen die Amerikaner nicht einmal einen Monat nach dem erfolgreichen Test, am 6. August 1945, die erste von zwei Atombomben über Japan abwerfen.

Die Moral holt Oppenheimer ein

Nach den Tragödien von Hiroshima und Nagasaki begann Oppenheimer, seine Rolle zu hinterfragen. Zwar blieb er weiterhin ein wichtiger Berater der US-Regierung, aber er weigerte sich, an der Entwicklung einer noch tödlicheren Wasserstoffbombe mitzuarbeiten.

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Diese Haltung machte ihn zur Zielscheibe der Anti-Kommunismus-Welle, die der Republikaner Joseph McCarthy ins Rollen gebracht hatte. Im Jahr 1954 wurde ihm, ohne gesicherte Beweise, die "Unbedenklichkeitsbescheinigung" entzogen. Damit wurde er von allen Regierungsprojekten ausgeschlossen. Seine Verteidigungsbriefe wurden in der "New York Times" veröffentlicht und sein Fall wurde zu einer nationalen Kontroverse. Die meisten seiner Wissenschaftskollegen sprachen sich für ihn aus.

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Princeton – Zentrum der theoretischen Physik

Zermürbt von der politischen Diskreditierung zog sich Oppenheimer in die wissenschaftliche Welt zurück. Als Direktor des "Institute for Advanced Study" in Princeton verhalf er dem Institut zu neuer Blüte.

Alle namhaften Köpfe der theoretischen Physik waren früher oder später bei ihm zu Gast. Er selbst widmete sich in diesen Jahren der Beziehung zwischen Gesellschaft und Wissenschaft: "Wir müssen wieder lernen, ohne Herablassung und mit viel Geduld miteinander zu reden; und wir müssen zuhören", schrieb er in einer Veröffentlichung.

Mehr als der "Vater der Atombombe"

Wer also war J. Robert Oppenheimer? In erster Linie war er ein exzellenter Wissenschaftler und ein mitreißender Lehrer, der es verstand, die Menschen um sich herum zu intellektuellen Höchstleistungen anzuspornen. Seine Arbeit am Manhattan-Projekt hat er nie bereut:

Unsere Arbeit hat die menschlichen Lebensbedingungen verändert, aber was mit diesen Veränderungen geschieht, ist das Problem der Regierungen, nicht der Wissenschaftler.

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